David, der Italiener

Leserbrief zum Graffiti-Kreuzweg im Rottweiler Münster.
Michelangelos berühmte Skulptur erzeugt bis heute manche Beschwerde, aber nie die, dass es sich offensichtlich nicht um einen semitischen Hirten handle. Die meisten sind schlicht von ihrer Schönheit überwältigt und spüren ihren ursprünglichen Skandal nicht mehr. Seltsam oder?!
Nein, Kunst und ausgelöste Aufregung gehören ihrer jeweiligen Zeit an. Kunst gestaltet in ihrer Freiheit etwas ganz Neues, oft ohne Rücksicht auf die bisherigen Realitäten. Dieses mag uns gefallen, etwas sagen, irritieren, verstören, aufregen, etc.
Im besten Fall hilft sie uns unsere Schubladen zu erkennen, in die wir andere Menschen mitunter zu deren Schaden stecken.
In diesem Sinne danke ich den Künstlerinnen und Künstlern des neuen Kreuzwegs, die gerade ihre Werke im Rottweiler Münster präsentieren. Insbesondere Herrn Horst, der mich mit seinem „Jesus als Palästinenser“ sehr herausfordert. Ich danke der Münstergemeinde mit ihren Verantwortlichen und der Familie Grimm für ihre Initiative uns im besten Sinne etwas zuzumuten, weil ohne Zumutung entsteht selten der Mut zur Veränderung.
Martin Keßler, Aalen